Für den Leser unsichtbar, für mich als Schreibende manchmal recht unterhaltsame Lektüre, kommt so ein Blog mit Einigem an Statistik daher. Auf einer hübsch sortierten Seite kann ich jederzeit in bunten Diagrammen und langen Tabellen so einiges über Euch, werte Leserschaft, erfahren. Was wird geklickt, wie häufig, aus welchem Land, zu welcher Zeit, und, und, und. Sinn und Unsinn dieser Datenerhebung lasse ich hier mal außen vor. Aber interessant finde ich, dass mir diese Analyse in Teilen einen Einblick gibt, wie ihr in den Weiten des Internets überhaupt hierher gefunden habt. Meist waren es wohl Suchbegriffe wie Rezeptenamen, bestimmte Zutaten oder auch die Suche nach Anleitungen wie „Sauerteig ziehen“ oder „Brotschieber selber bauen“(?!?). Nun gut, alles noch nachvollziehbar bei einem Backblog. Aber das schlaue Google geht sogar noch einen Schritt weiter indem es meine Kompetenz in Erster Hilfe und Backhobby verknüpft. Suchanfragen wie „rote Augen vom Mehlstaub“ oder „Finger an heißem Karamell verbrannt“ klingen doch eher nach Sprechstunde, oder etwa nicht? Dem Hippokratischen Eid verpflichtet kann ich natürlich niemandem Hilfe verwehren und muss hier nun auch endlich mal ran. Dem ersten Leidtragenden rate ich dringend zum Allergologen zu gehen und sich auf eine mögliche Mehlstauballergie testen zu lassen. Denen mit den verbrannten Fingern rate ich zur moderaten Kühlung unter fließend Wasser. Und dazu, beim nächsten Mal natürlich etwas vorsichtiger zu sein beim Umgang mit gebranntem Zucker. Wann das nächste Mal sein wird? Nun, ich denke recht bald, wenn ihr das folgende Rezept noch nicht kennen solltet. Die bretonischen Kouign Amann in der Hefeversion waren eins meiner ersten Rezepte auf dem Blog und das aus gutem Grund. Für diese buttrig, karamellige Sünde mit knuspriger Hülle und saftigen Kern besteht uneingeschränkte Nachbackempfehlung! Denen, die die Hefevariante schon kennen sei gesagt, die Sauerteigvariante ist noch besser! Wen interessieren da schon ein paar verbrannte Finger oder die verbrannte Zunge des Ungeduldigen, tröstet doch kaum etwas besser als salziger Butterkaramell. Wer jetzt zudem Hunger auf noch mehr Suchbegriffgeschichten bekommen hat, dem kann ich den Blogevent von Sabrina und Steffen von feed-me-up-before-you-go-go wärmstens ans Herz legen. In der nun schon in der dritten Runde von „Blog den Suchbegriff“ werden sicher noch so einige weitere abstruse Exemplare von künstlicher Intelligenz zu finden sein.
Sauerteig
Alles Luft und Kruste
Ja, tatsächlich, nicht mehr aber auch nicht weniger macht ein Baguette aus. Eine rüsche, dünnsplittrige Hülle umgibt große Poren gefüllt mit geschmackvoller Luft. Die Röstaromen der Kruste und das mild-süßlich, fast buttrige Aroma einer mehr als lockeren Krume lassen ein gutes Baguette ganz für sich allein sprechen. Salzbutter, Rohmilchkäse, alles Beiwerk. Und dabei besteht es doch aus nichts mehr als Mehl, Wasser, Salz und Trieb. Bei Verwendung von Sauerteig also nur drei simple Zutaten – der Rest: Zeit, Liebe, Handwerk. Fast ein ganzes Jahr habe ich nun getestet, gefeilt, hingeschmissen und neugegonnen. Nicht am Ziel, aber doch schon sehr zufrieden wüsste ich kein würdigeres Rezept für den diesmal von Sandra von fromsnuggskitchen ausgerichteten Bread Baking Day als diese Sauerteigbaguettes. Denn was heißt es denn schon „Am Ziel“ zu sein, ohne den Weg der dahin führte…
Sauerteigchallah
Ich verwende eigentlich fast immer Butter zum Backen. Ich mag diesen vollen, runden Geschmack, den Butter vorallem Hefegebäck, wie Brioche gibt. Einen lockeren saftigen Zopf, ohne eine gute Portion Butter und Milch hätte ich deswegen nicht für möglich gehalten. Das jüdische geflochtene Brot „Challah“ wird aber traditionell für Feiertage und den Shabbat gebacken, an denen meist Fleischgerichte serviert werden. Um den kosheren Vorgaben zu entsprechen, darf das dazu gereichte Brot keine Milchprodukte enthalten. Butter und Milch sind also tabu, wenn man ein Challah backen möchte. Michelles wunderbare Challot faszinierten mich schon seit Längerem. Trotz ihrer extrem gut ausgeführten Gedanken zur Sauerteigvariante des Challahs, war ich doch noch ein bisschen beschäftigt, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Wer weiß wie lange ich ohne ihre „Vorarbeit“ gebraucht hätte. Die erforderliche Geduld wurde letztendlich aber mit einem nicht nur optisch wirklich schönem Brot mehr als belohnt. Die Krume ist ausgewogen, wattig und saftig zugleich, der Geschmack leicht süßlich, aber dank des Sauerteiges schön rund und aromatisch. Das hier vorgestellte Rezept ist etwas reichhaltiger als Michelles Originalrezept, da es uns so einfach etwas besser schmeckt. Der Zopf eignet sich gut für süße Beläge und schmeckt auch hervorragend mit einer süßen Füllung, wie zum Beispiel in dieser sehr stimmigen Honig-Tahini-Variante. Mal wieder ein Beweis dafür, dass Sauerteig und süß sich absolut nicht ausschließen, sondern sich wunderbar ergänzen. Genau das richtige Rezept für Zorra’s BBD, der den Sauerteig noch mal richtig hochleben lässt!
Sauerteigbrot nach Art Pain Paillasse und dazu….Kääääääääsefondue
Durch den milden Dezember fehlte mir bisher nicht nur die Rechtfertigung, sondern auch der Appetit auf die typischen winterlichen Sünden. Ich glaube, so wenig Stollen, Kekse und heiße Schokolade wie im letzten Advent gab es bei uns noch nie. Aber nun zeigt er sich ja endlich, naja, zumindest sporadisch, der Winter. Kalte Nasenspitzen, rote Wangen, durchgefrorene Hände und klamme Füße – nicht nur warme Decken, dicke Wollsocken und heißer Tee sind jetzt wieder angesagt. Ebenfalls wunderbar wärmend geht es heute um einen Evergreen der Winterküche, das Käsefondue! Eine Mahlzeit ausschließlich bestehend aus Brot, Käse und nicht zu unterschätzenden alkoholischen Umdrehungen hätte, wenn die Schweizer mir nicht zuvor gekommen wären, auch von mir erfunden werden können, nein falsch: müssen! So ein Käsefondue ist (ja auch ohne Packung!) schnell gemacht und der Abwasch hält sich in Grenzen, da ja alle aus einem Topf essen. Beim der Wahl des Brotes entscheidet der eigene Geschmack. Bei uns gab es zum Käsefondue zu Sylvester das schon lang auf der Liste stehende Pain Paillasse mit Sauerteig von Zorra. Da mein Ofen leider schon etwas in die Jahre gekommen ist und mit Zorra’s Hightechgerät nicht mithalten kann, musste ich den Teig mit paar Anpassungen gefügig machen. Letztendlich klappte es dann aber auch hier, und natürlich auch ohne Hefe. Das knusprige, typisch gezwirbelte Lieblingsbrot der Schweizer eignet sich wahrlich perfekt für Käsefondue. Die mittel bis großporige, weiche Krume läßt genügend von der köstlichen Käsemasse haften. Durch den nicht zu großen Querschnitt der Brote lässt sich jede Scheibe in 6 mundgerechte Stückchen teilen mit optimalen Krume-Kruste Verhältnis. Dies ist wichtig, damit die Brotstücke fest auf die Fonduegabeln gesteckt werden können und nicht im Käse verloren gehen. Denn bekanntlich drohen dem, der sein Brotstück im Käse verliert hohe Strafen!
Sauerteigblinis und gesundes Neues!
Ich hatte mich ein paar Tage ausgeklinkt aus dem digitalen Leben. Irgendwie musste ich etwas durchatmen, abschalten und einfach mal loslassen. So ein Jahreswechsel hat für mich immer noch eine ganz besondere, traurig-erwartungsfrohe Stimmung. Das Alte verabschieden, das Neue begrüßen. Das vergangene Jahr Revue passieren lassen, Gedanken und Gefühle sammeln, luftholen und…. Hallo 2016! Ich freue mich auf dich! Ich bin gespannt wohin du mich entführen wirst, darauf was ich lernen werde und wer mir begegnen wird. Die Vorsätze sind kaum andere als auch schon im Jahr davor: mehr im „Hier und Jetzt“ sein, mehr Musik, mehr Stille, mehr Mut und noch weiter geöffnete Augen, Ohren und Arme, weniger Müssen, mehr Kann. Ob es währt? Wir werden sehen. Natürlich wünsche ich mir und vorallem Euch von ganzem Herzen, dass 2016 ein gutes, ein schönes Jahr wird und unsere Hoffnungen und Wünsche in Erfüllung gehen.
Türchen #17 – Sauerteiggrissini
Eine Woche noch, dann ist Heiligabend. Und auch nur noch 7 weitere Türchen. Ich freue mich ja riesig, dass ich heute das 17. Türchen im kulinarischen Adventskalender von Zorra öffnen darf. Ist nicht so ein Adventskalender der Inbegriff der Weihnachtsvorfreude? Jeden Tag aufs Neue eine kleine Überraschung: ein neuer Blog, eine kleine Geschichte, ein neues Rezept. Und dazu natürlich reichlich Geschenke, die es aber wie beim richtigen Weihnachtsmann nur dann gibt, wenn man eine kleine Aufgabe richtig erfüllt. Keine Angst, Ihr müsst weder singen noch Blockflöte spielen, nur ein paar Fragen müsst Ihr beantworten und die sind wirklich ein Klacks, wenn Ihr die Türchen aufmerksam lest. Eine der Verlosungen endet schon heute um 11:00 Uhr, also husch, husch, Türchen lesen!
Ich war ja wirklich schon immer ein großer Fan von Weihnachten: die Heimlichkeiten, die Düfte, die Lichter und dazu am besten reichlich Schnee. Im Laufe der Jahre hat sich jedoch, wie sicher bei einigen von Euch auch, mein „Weihnachtsgefühl“ verändert. Stress im Beruf, drängende Termine kurz vor Jahresende und die jährlich schwieriger werdende Suche nach den perfekten Weihnachtsgeschenken für die Liebsten in der Flut der heutigen Möglichkeiten machen es mir jedes Jahr schwerer in Adventsstimmung zu kommen. Denke ich zurück an Kindertage, an die Nachmittage mit meiner Mutter in der Küche, die Hände klebrig von Zuckerguss, die Kleidung voller Mehlstaub und das Haus erfüllt vom Duft von Buttergebäck und Zimt taucht es plötzlich wieder auf, das wohlig beseelte Gefühl von Weihnachten. So schön verklärt aus Kindersicht kann mich noch ungewöhnlich gut an einen ganz bestimmten Nachmittag erinnern. Meine Mutter hatte mehrere Plätzchenteige am Vorabend zubereitet, damit das damals schon backverrückte Kind direkt nach der Schule mit dem Ausstechen anfangen könne. Also eilte ich am nächsten Tag schnell nach Hause und los ging’s. Der erste Teig war ausgerollt und plötzlich – zappenduster. Der draußen pfeifend vor sich hintobende Schneesturm hatte zu einem Stromausfall geführt. Ja, das gab es damals im Winter häufiger und so war dies natürlich für mich auch gar kein Grund, auf Plätzchen zu verzichten. Ich sammelte alle verfügbaren Kerzen im Haus zusammen, auch ein paar Petroleumlampen gab es bei uns damals noch, und beleuchtete damit festlich Küche und Diele. Im heimeligen Kerzenschein wurde weitergerollt, ausgestochen und geformt. Bleche, Bretter, Teller füllten sich mit Sternen, Herzen, Bäumchen und Brezeln die ich auf dem Esstisch unserer Diele stapelte. Was für ein Nachmittag: Susanna eingschneit und allein im Plätzchenweihnachtswunderland! Als meine Mutter dann nach Hause kam, war der Strom wieder da und vom Keksteig nichts mehr übrig. Gemeinsam und mit Schüsseln voller Zuckerguss und geschmolzener Schokolade machten wir uns an den wichtigsten Teil des Plätzchenbackens. So musste jeder Keks selbstverständlich auch noch hingebungsvoll verziert werden, denn schon damals wurde nicht nur für uns gebacken. Kleine Tüten voll Selbstgemachtem verpackten wir für Freunde, Kollegen, Nachbarn oder einfach für alle, die eine kleine Aufmerksamkeit verdienten. Diese kleinen Tüten sind auch noch heute für mich der schönste Part „meines“ Weihnachtens. Etwas kleines Feines, mit Liebe selbst gemacht und hübsch verpackt sorgt doch oft für sooo viel Freude und manchmal auch glänzende Augen. Darauf möchte ich an keinem Weihnachten verzichten. Also habe ich heute auch etwas für dieses Türchen, das sich gut als keine kulinarische Freude eignet, aber auch als Beigabe zu einer guten Flasche Rotwein, oder Antipasti, oder Schinken, oder Käse als Weihnachtsgeschenk taugt.
Denen, die meinen Blog noch nicht kennen und sich vielleicht wundern, warum in diesem Türchen nun keine Kekse stecken, soll gesagt sein, dass aus der kleinen Plätzchenbäckerin von damals eine ausgewachsene Sauerteigliebhaberin und Brotbäckerin geworden ist. So darf es hier auch gerne zu Weihnachten etwas herzhafter werden. Brot ist natürlich ein Geschenk von begrenzter Haltbarkeit und so habe ich deshalb nach etwas Langlebigerem für Euch gesucht. Diese Sauerteiggrissini können sowohl mit aufgefrischtem Sauerteig angesetzt werden als auch mit Sauerteig aus dem Kühlschrank, also auch den gesammelten Resten vom Auffrischen. Je älter der verwendete Sauerteig, umso aromatischer werden die Stangen. Zusätzlich können sie nach eigenen Wünschen geschmacklich variiert werden. Ich mag sie gern klassisch mit Meersalz und Rosmarin, aber auch Chilli, Parmesan, Zitronenabrieb und verschiedenste Kräuter können verwendet werden. Für das optimale Knuspererlebnis sollten die Stangen so dünn wie möglich gebacken werden. Lagert sie danach am besten in Metalldosen und falls sie doch etwas Feuchtigkeit ziehen sollten, können sie wunderbar im warmen Ofen aufgeknuspert werden.
Knusprige Pizza für alle!
Und noch ein Geburtstag steht an. Die liebe Sandra von from-snuggs-kitchen, deren Dinkelbrote und Keksvariationen mich immer wieder den Bildschirm anschmachten lassen, möchte sich zum Jahrestags ihres Blogs dem Thema „PIZZA und mehr“ widmen. Was für ein Thema! PIZZA – für mich ein Gericht welches mich gefühlt schon so lang begleitet wie Kartoffelbrei oder Milchreis. Etwas was man immer essen kann, egal ob Frühstück, Mittag , Abendessen oder Mitternachtssnack. Aber auch ein Gericht an das die Ansprüche an Aussehen und Geschmack zumindest bei mir eine gewisse Evolution durchgemacht machen. Von früher „TK oder frisch ist doch egal, Hauptsache viel Käse“ zu „…nein, diesen labbrigen Boden ess‘ ich nicht!“ Ja, heute ist für mich der Belag eher nebensächlich, oder sagen wir besser: weniger Gutes ist definitiv mehr. Ganz vorne auf meiner Wunschbelagsliste stehen bei mir die simplen Sorten wie die klassische Margarita oder eine Melanzane mit gegrillter Aubergine. Hauptsache der Belag befindet sich auf einem knusprigen Boden, der beim Backen ordentlich Blasen geworfen hat und beim Reinbeißen vor Krossheit kracht. Auch wenn Berlin vor Pizzerien nur so wimmelt, es erfüllen tatsächlich doch nur einige diesen Anspruch. Vor langer Zeit habe ich zudem die Hoffnung eine gute Pizza zu Hause zu backen aufgegeben – tja, was soll man machen mit einem Ofen der gerade einmal 230°C Ober-Unterhitze schafft. Ein schöner Steinbackofen backt zwischen 350° und 400°C eine Pizza in nur wenigen Minuten – das ist der Schlüssel zum krossen Boden. Vor einiger Zeit entdeckte ich im Internet die Idee, die Pizza auf der Herdplatte in der Pfanne vor und anschließend im Ofen fertig zu backen. Genial! Gut, ein paar Pizzaessen lagen dann doch noch zwischen dem Finden des richtigen Teigs, verkohlten Böden und: Jipppppiiiieeeee! Es funktioniert! Also für alle die, die mit einem ähnlichen Ofen gestraft sind – es gibt Hoffnung! Mein Teig ist natürlich die Sauerteigvariante des Pizzateigs, der schön aromatisch ist und uns besonders gut schmeckt. Sonntagabends vorbereitet wartet der auch ganz brav die Woche über im Kühlschrank für eventuelle Scheißtage, Feiertage oder einfach so, wenn einen der Pizzajieper unverhofft packt.
No need to knead – Sauerteigbrot
Sie lebt noch. Ja das tut sie, wenn auch gesundheitlich ordentlich dolle angeschlagen. Aktuell erforderliche 14 Stunden Schlaf pro Tag sprechen für sich. Aber nun kurz vor Ende des Monats sind da noch ein paar Termine zu denen ich nicht fehlen möchte. Natürlich war ich gut vorbereitet, gebacken wurde also noch in gesunden Zeiten und die Rezepte lauern geradezu in meiner Warteschleife. Deshalb kein langes Lamentieren über eventuelle Wehwehchen. Legen wir los. Stefanies Siebter steht an. Jawohl, schon der Siebte. Stefanie war ja in den letzten Monaten eine wahre Brotmissionarin. Dank ihrer vielen schönen Anfängerrezepte, Tipps und Tricks wurde so mancher zum Brotbacken bekehrt. Zum Ehrentag ihres Blogs wünscht Sie sich ebensolche Rezepte die einfach, gelingsicher und ohne spezielles Zubehör umsetzbar sind. Mein hierzu fast perfekt passendes Rezept steht schon etwas länger parat und wurde auch in den vergangenen, doch recht turbulenten Wochen nochmals auf Herz und Nieren getestet. Das Rezept ist eine Abwandlung von Jim Lahey’s „No-knead-bread“ welches 2010 wahrlich Furore machte. Praktisch unbeobachtet und unbearbeitet verwandeln sich Mehl, Wasser, Salz und Hefe über Nacht zu einem großporigen Brot mit krachender Kruste. Verwendet man statt Hefe Sauerteig wird der Geschmack deutlich aromatischer. Wer tatsächlich noch immer keinen aktiven Sauerteig hat, der fragt danach einfach mal den Bäcker seines Vertrauens, sicher gibt er gern was ab. Und gleich vorneweg: mit einer „toten“ Tüte Sauerteigextrakt funktioniert es leider nicht. Dann nehmt lieber Hefe. An Zubehör benötigt man leider zwingend irgendetwas wirklich ofenfestes mit Deckel. Besonders gut funktioniert ein gusseiserner Schmortopf, aber eine Jenaer Glas Auflaufform oder ein Alubräter tun sicher auch gute Dienste. Der weiche Teig bekommt so Halt und das Brot bäckt in der ersten Backhälfte praktisch im eigenen Dampf und geht dabei wunderbar auf. Die zweite Backhälfte ohne Deckel sorgt für eine schöne braune Kruste. Frisch genossen einfach unschlagbar und an den folgenden Tagen ein perfekter Toast.
Pan de muerto
Viele hatten in den letzten Tagen ja so einiges zu befeiern: Reformationstag, Allerheiligen oder auch….. Halloween. Für mich war der 31. Oktober eher immer ein zusätzlicher freier Tag, ohne Schule, ohne Vorlesungen. Hier in Berlin ist dieser „Freifeiertag“ dann irgendwie abhanden gekommen. Vielleicht liegt es daran, oder auch daran dass ich kein Freund von Grusel, Horror, Minizombiehorden im Zuckerschock oder Ketchupblut bin, nein irgendwie werde ich mit Halloween nicht warm. Wenn ich lese, dass Halloween mal wieder eines dieser Feste ist, dass die Industrie gezielt puscht, um ihre Verkaufszahlen anzukurbeln, macht es das nicht besser. Es gibt aber so einiges schönes altes Brauchtum um diese Zeit. Für viele Mexikaner zum Beispiel waren die letzten Tage, die heute mit dem Dia de los muertos ihren Höhepunkt haben, die wichtigsten Tage im ganzen Jahr. Das Gedenken an ihre Toten feiern sie ausgelassen in prächtigen Farben auf blumengeschmückten Friedhöfen und großen Familienfesten. In jenen langen Nächten, in denen der Schleier zum Reich der Toten sehr dünn sei glauben sie, ihre Verstorbenen dieses eine Mal im Jahr noch einmal bei sich empfangen zu können und mit ihnen gemeinsam zu feiern. Ist doch traurig, wenn diesem lang gehegte Brauchtum nun mit Kürbiseinerlei Konkurrenz gemacht wird. Sicher, angeblich hat auch Halloween hat seine Geschichte. So hätten bereits die Kelten mit Samhain die offenstehenden Tore zur Unterwelt gefeiert. Mit den irischen Einwanderern kam dieses Brauchtum in die USA und wurde in den neunziger Jahren gezielt hochgepuscht. Ob die Anhänger von Kürbisschnitzkunst und „Süße-oder-Saures“ sich der Ursprünge von Hallow’s Eve bewusst sind, stell ich hier einfach mal ketzerisch in Frage. Kulinarisch gibt’s heute dann natürlich keinen Kürbis, sondern ein traditionelles Pan de Muerto. Ein kleines süßes Brot, mit dünner Kruste und wattiger Krume, geschmückt mit Knochen und einer Träne und dem feinen blumigen Aroma von Vanille und Orangenschale.
Nachlese – Sauerteigbrezen mit Obazda
Ja ich weiß…. „o’zapft is“ ist längst vorbei. Ich frage mich ja immer wieder, warum heißt das Oktoberfest eigentlich Oktoberfest, wenn es schon im September stattfindet? Wurde mir bestimmt auch schon oft erklärt, aber ahhh…vergessen. Liebe Sandra, du Hase im Glück, vielleicht kannst du es mir ja zum hundertdröflzigsten Mal erklären? Ändert wahrscheinlich aber akut nichts an der Tatsache: ich bin zu spät dran mit meinem unfreiwilligem „Oktoberfestpost“. Für mich ist dies nicht schlimm. Wenn ich im südlichen Deutschland unterwegs bin, dann muss ich gestehen ich ziehe einen ruhigen Biergarten einem überfüllten Festzelt eindeutig vor. Was zum kühlen Bier aber auf keinen Fall fehlen darf ist eine frische knusprige Brez’n. Die schmecken unterhalb des Weißwurstäquators einfach tausendmal besser als hier in Berlin. Ganz gleich ob mit oder ohne Bier. Auch hier bin ich ob der Ursache ratlos. Ein Selbstversuch sollte Klärung schaffen. Sauerteigbrezen. Und ja, ich muss sagen, so frisch aus dem Ofen ist das schon mal gar nicht soo schlecht. Dazu noch ein bissl Obazda und wir feiern einfach nach…ist ja auch deutlich entspannter….