Viele hatten in den letzten Tagen ja so einiges zu befeiern: Reformationstag, Allerheiligen oder auch….. Halloween. Für mich war der 31. Oktober eher immer ein zusätzlicher freier Tag, ohne Schule, ohne Vorlesungen. Hier in Berlin ist dieser „Freifeiertag“ dann irgendwie abhanden gekommen. Vielleicht liegt es daran, oder auch daran dass ich kein Freund von Grusel, Horror, Minizombiehorden im Zuckerschock oder Ketchupblut bin, nein irgendwie werde ich mit Halloween nicht warm. Wenn ich lese, dass Halloween mal wieder eines dieser Feste ist, dass die Industrie gezielt puscht, um ihre Verkaufszahlen anzukurbeln, macht es das nicht besser. Es gibt aber so einiges schönes altes Brauchtum um diese Zeit. Für viele Mexikaner zum Beispiel waren die letzten Tage, die heute mit dem Dia de los muertos ihren Höhepunkt haben, die wichtigsten Tage im ganzen Jahr. Das Gedenken an ihre Toten feiern sie ausgelassen in prächtigen Farben auf blumengeschmückten Friedhöfen und großen Familienfesten. In jenen langen Nächten, in denen der Schleier zum Reich der Toten sehr dünn sei glauben sie, ihre Verstorbenen dieses eine Mal im Jahr noch einmal bei sich empfangen zu können und mit ihnen gemeinsam zu feiern. Ist doch traurig, wenn diesem lang gehegte Brauchtum nun mit Kürbiseinerlei Konkurrenz gemacht wird. Sicher, angeblich hat auch Halloween hat seine Geschichte. So hätten bereits die Kelten mit Samhain die offenstehenden Tore zur Unterwelt gefeiert. Mit den irischen Einwanderern kam dieses Brauchtum in die USA und wurde in den neunziger Jahren gezielt hochgepuscht. Ob die Anhänger von Kürbisschnitzkunst und „Süße-oder-Saures“ sich der Ursprünge von Hallow’s Eve bewusst sind, stell ich hier einfach mal ketzerisch in Frage. Kulinarisch gibt’s heute dann natürlich keinen Kürbis, sondern ein traditionelles Pan de Muerto. Ein kleines süßes Brot, mit dünner Kruste und wattiger Krume, geschmückt mit Knochen und einer Träne und dem feinen blumigen Aroma von Vanille und Orangenschale.
Das Pan de Muerto ist wirklich ein sehr feines süße Brot, welches es sicher auch mehrmals im Jahr geben könnte. Durch die ohnehin vorhandene Orangennote lässt es sich auch gut mit Sauerteig backen, ohne dabei seine luftige Krume einzubüßen. Die Hefevariante findet ihr übrigens hier und hier.
Pan de Muerto (für 2 kleine Brote):
Sauerteig:
100g Weizenmehl 550
50g Weizenvollkornmehl
100g Milch
15g Anstellgut
Orangenbutter:
80g Butter
1EL Milch
Schale einer Bio-Orange in dünnen Streifen
Hauptteig:
Orangenbutter
3 Eier
Sauerteig
300g Weizenmehl 550
50g Zucker
4g Salz
zum Abschluß:
3EL Butter, geschmolzen
3EL feiner Kristallzucker
Die Sauerteigzutaten verrühren und 10 Stunden bei warmer Raumtemperatur reifen lassen.
Die Butter mit der Milch bei kleiner Hitze schmelzen. Die Orangenschale dazugeben und etwa eine halbe Stunde in der flüssigen Butter ziehen lassen. Dann die Schalen herausnehmen und die Butter abkühlen lassen.
Die Eier im Mixer schaumig aufschlagen. Auf Knethaken wechseln und die restlichen Hauptteigzutaten hinzugeben. 5 Minuten auf niedrigster Stufe, dann noch mal 5 Minuten auf 2. Stufe zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig 3 Stunden bei warmer Raumtemperatur gehen lassen, dabei stündlich falten. Über Nacht den Teig abgedeckt in den Kühlschrank stellen.
An nächsten Morgen den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und wie folgt teilen: 100g Teig abnehmen und beiseite stellen, den Rest in 2 gleichgroße flache Teile teilen und etwa 30 Minuten auf der Arbeitsfläche akklimatisieren lassen. Von der 100g Masse 2 kleine Teile je 7g abnehmen und zu Kugeln rollen. Den Rest in 6 etwa 10 cm lange Rollen formen. Mit dem kleinen Finger in die Rollen 5 Kerben drücken, wobei die mittlere Kerbe am breitesten sein soll. Die Kerben dünn formen und den Teig dazwischen zu kleinen Kugeln formen („Knochen“). Nun die großen Teigstücke zu runden Broten formen. Jeweils 3 Teigstränge versetzt locker darauf legen, dabei das jeweils untere Ende fest an die Brotoberfläche drücken. Oben auf kommt noch die Kugel („Träne“). Die Teigstränge sollen möglichst locker aufliegen, damit sie nicht reißen. Wie man sieht, hat dies nur mäßig geklappt und ich werde beim nächsten Mal versuchen, die Teigstränge extra gehen zu lassen und erst vor dem Backen auf das Brot legen. Die Brot nun abgedeckt bei Raumtemperatur 2,5 – 3 Stunden gehen lassen. Den Ofen auf 200°C Ober-Unterhitze vorheizen. Die Brote bei 200°C fallend auf 180°C 40 Minuten mit Dampf backen. Falls das Brot zu stark bräunt, die Oberfläche mit Alufolie abdecken. Nach dem Backen die Brote auf ein Kuchenrost setzen, noch warm mit flüssiger Butter abstreichen und mit Zucker bestreuen. Vor dem Abschneiden abkühlen lassen.
Schön geschrieben und so ein hübsches Brot!
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Freut mich sehr, dass es dir gefällt liebe Rebekka.
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Mit Halloween gehts mir ganz ähnlich, ich kann damit nicht viel anfangen, empfinde es als aufgesetzt und in unseren Breiten nicht natürlich gewachsen.
Echt gewachsene Traditionen dagegen können was Schönes sein. Hier auf dem Land in der Schweiz gab es heute z.B. einen Räbeliechtli-Marsch, für den sogar die Straßenlaternen gelöscht wurden und so marschierten eine Menge Kinder und Erwachsene mit ihren Lichtern. Die Räben (bestimmte Rübensorte) bekommen den Deckel oben abgeschnitten, sie werden ausgehöhlt und mit Plätzchen-Ausstechformen wird vorsichtig die Rinde in bestimmten Formen entfernt (nicht ganz durchlöchert). So scheinen die Lichter wunderschön durch.
Der Brauch gefällt mir, deswegen hab ich kürzlich auch zwei solche Lichter geschnitzt und auf dem Balkon abends angezündet.
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Das mit den Rüben hab ich auch schon gelesen, ein sehr alter Brauch. Die heutigen geschnitzten Kürbislaternen sollen wohl auf darauf zurückgehen, aber da es in Amerika nicht so viele Rüben gab, wurden eben Kürbisse verwendet :))
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Ich hab mich auch erst an diesem Wochenende über den „Totentag“ in Mexiko belesen. Ein wirklich schöner Brauch und wesentlich weniger befremdlich als Halloween… Es ist wirklich schade, dass der Kürbis beim Schädel aus Zucker Konkurrenz macht.
Hach, dein Brot gefällt mir schon wieder soooo gut, dass ich am liebsten in den Bildschirm beißen könnte 😀
Liebste Grüße,
Kimi
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Danke liebste Kimi. Ist doch immer wieder toll, wie man kulinarisch richtig gut auf der Welt herumkommt und was man dabei alles lernt, oder? Wünsche dir noch einen sonnigen Sonntag!
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