Die Zwiebelsuppe der Mère Brazier

Ich bin kein Kenner der Sterneküche. Nein sicher nicht. Die Geschichte der Eugénie Brazier, dem diesmonatigen Thema bei Petra von der Mut Anderer machte mich vielleicht gerade deshalb neuierig. Geboren 1895 in einfachen Verhältnissen in der Bresse war sie die erste Frau die 3 Michelinsterne, mit beiden Restaurants später sogar zusammen 6 Sterne erhielt. Größen wie Paul Bocuse und Bernard Pacaud mussten bei ihr erst putzen und bügeln, bevor sie an den Herd durften. Berühmtheiten und Ministerpräsidenten drängten sich, um bei ihr zu Essen. Und dennoch hatte ich bisher noch nie von ihr gehört. Bocuse, Ducasse sind mir beim Stichwort französische Sterneküche ein Begriff. Bei weiblichen französischen Chefs wird’s deutlich enger. Lea Linster ist die einzige, die mir da so spontan einfällt – aber wie ich herausfand ist sie Luxemburgerin. Etwas weitere Internetrecherche bestätigt den Verdacht: Sterneküche ist heute Männersache. Während es weltweit gut hundert Männer gibt, die 3-Sterne Restaurants führen, sind es wohl gerade einmal 6 Frauen, die hier heute mitspielen können. Ich wollte mehr erfahren über diese Eugénie Brazier und kaufte mir das erst kürzlich ins englische übersetzte Buch „La mère Brazier“, das so ganz anders ist, als ich mir ein Sternekochbuch vorgestellt hatte. Schön ist der biographische Teil, mit Vorworten von Bocuse und Pacaud. „Ihre“ Geschichte erzählt durch Roger Moreau, einem Freund der zwischen 1975 und 1976 kurz vor Ihrem Tod lange Gespräche mit ihr über ihr Leben führte, berührt. Ist man beim ersten Durchblättern erstaunt über die „Knappheit“ der Rezepte wird nach Kenntnis ihrer Geschichte vieles klarer. Beste Zutaten machen beste Küche. Ein bisschen stört es mich zwar noch, dass die Mengenangaben in dieser übersetzten Ausgabe in US Gewichts- und Volumeneinheiten angegeben werden, aber auch hier beschränkt man sich nur auf das wirklich notwendigste. So fehlen auch im unten folgenden Rezept die Mengenangaben für Bratbutter, Baguette und Käse. Ein bisschen gutes Bauchgefühl brauchte es also schon, um diese Gratinierte Zwiebelsuppe aus gerade einmal 5 Zutaten zu kochen. Sterneküche für jeden Tag. Einfach. Wärmend. Köstlich.

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Der Mut Anderer

 

 

Gratinée Lyonnaise – Gratinierte Zwiebelsuppe

100g Zwiebeln
Butter (ich ca. 2 EL)
1 Liter kräftige Geflügelbrühe (selbstgekocht)
Baguette (ich: 1/4 Standardbaguette, vom Vortag)
Gruyere, gerieben (ich: 100g)

Den Ofen auf 210° Ober-Unterhitze vorheizen. Die Zwiebeln fein scheiden und in der Butter andünsten. Weiter braten bis sie Farbe annehmen und mit der Brühe ablöschen. 10 Minuten Kochen lassen. Währenddessen das Baguette in dünne Scheiben schneiden und diese im warmen Ofen rösten lassen, bis sie etwas Farbe annehmen. Die Hälfte des Baguettes in eine ofenfeste Terrine schichten mit 1/3 des geriebenen Käses bedecken, darauf eine weitere Schicht Baguette und zuletzt noch einmal 1/3 des Käses. Die Zwiebelsuppe in die Terrine gießen (nach Wunsch dabei durchseihen) und alles 30 Minuten im heißen Ofen überbacken. Mit dem restlichen geriebenen Gruyere servieren.

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3 Kommentare zu “Die Zwiebelsuppe der Mère Brazier

  1. Hallo Susanne,
    Deine Interpretation gefällt mir auch sehr gut! Das Buch habe ich im Zuge des Events ebenfalls erworben und war ganz erstaunt über die vielen neuen Informationen zu Eugenie Brazier.
    Viele Grüße – Kathrin

    Like

  2. Pingback: Zusammenfassung Blogevent Mere Braziere - Der Mut Anderer.de - Der Mut Anderer.de

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