Seit Tagen habe ich Tomaten auf den Augen und kann mich doch partout nicht an ihnen sattsehen. Sie leuchten in rosé, tiefrot bis ins schwarze gehend, sind grün getigert oder auch sonnengelb. Manche sind gerade einmal so groß wie eine Kirsche, bei anderen von der Größe eines Hokkaidos frage ich mich ernsthaft, wie wohl die Pflanze aussehen muss, die diese Pracht tragen konnte. Allesamt stapeln sie sich hoch an meinem Lieblingsgemüsestand der Markthalle. Die großen, saftigen Exemplare liegen einzeln in ihren Stiegen, denn sie sind so prall und reif, dass ihre dünne Schale bei der kleinsten Erschütterung zu platzen droht. Die Hände übervoll kaufe ich ein, überschwänglich, wohl wissend, dass ich nicht alle heil nach Haus bekomme. Aber Druckstellen kümmern eine Panzanella nicht. Wovon dieser italienische Brotsalat lebt, sind das Aroma und der Saft der Tomaten. Variationen gibt es viele. Ich mag es gern puristisch, bis auf das Rösten des Brotes mache ich mir keinen großen Aufwand. Eine Spur Knoblauch, gutes Olivenöl, würziger Balsamico, frisches Basilikum, dazu etwas Cremigkeit, hier mal ein bisschen besonders mit Burrata. Milder Feta, frischer Ziegenkäse oder Mozarella passen aber auch ganz wunderbar. Wer wissen will, wie mein Sommer schmeckt: das ist die Antwort.
Tomaten
Polpette di ricotta in frischer Tomatensugo
Tomaten?! Ihr seht überall diese kugelrunden, in allen Rotschattierungen leuchtenden Dinger? Herzlichen Glückwunsch, nein ihr habt keine Tomaten auf den Augen, wir befinden uns nur mitten in der besten Zeit des Jahres. Die Tomatensaison!!!! Nie wieder im Jahr schmecken Tomaten so gut wie jetzt, probiert sie am besten sonnengewärmt, frisch vom Strauch – hmmmm riecht ihr es? Dieses süßliche volle Aroma? Sooo saftig und fruchtig? Kein Vergleich zur holländischen Ganzjahresware, oder? Die Östereicher haben schon ganz recht, wenn sie Tomaten Paradeiser nennen. Ihr denkt der Apfel hat Eva verführt – das glaub ich nicht, es war sicher in Wahrheit eine Tomate! Also ran an die Tomate! Stürzt euch in Schüsseln voll Tomatensalaten in allen Variationen, röstet die Dinger im Ofen mit etwas Balsamico und Honig, füllt sie, backt sie, püriert sie……und probiert auch mal dieses Rezept: eine dicke Sugo aus frischen Tomaten in der kleine Bällchen aus Brotkrumen, Kräutern und Ricotta gar ziehen dürfen. Ganz hip also eine one-pot Gnocchi Pfanne. Geht schnell und ist paradeiser lecker!
zum Niederknien lecker: Parmigiana di melanzane
Manchmal denke ich, ich bin gar keine gute Köchin. Ich halte mich selten an ein Rezept, tausche nach Gusto Zutaten und Mengen, und oft kommt etwas ins Essen, weil es eben weg muss. Ja, ich glaube im Sinne der hohen Gastronomie geht so etwas sicher gar nicht, Kochen, nach Lust und Laune, einfach so, aus dem Bauch heraus. Man muss doch eine Rezeptur beachten, Verhältnisse, Garzeiten, etc. Sicher, es gibt ein paar Dinge, die sollte man einhalten, sofern man z.B. nicht mit einem Schuhsohlensteak dastehen will. Beim Backen fühle ich mich da aber manchmal so richtig eingeengt. Ein Kuchen, der nach 5 Eiern verlangt und nur mit 2 Eiern gebacken wird, könnte zum Fiasko werden. Oder ein Sauerteig geht nicht lang genug und ich backe ihn zu früh – keine gute Idee. Umso mehr genieße ich das Intuitive beim Kochen. Einfach loslegen, improvisieren, nicht erst Butter weichwerden lassen. Zur Not kann man ja auch immer zwischendurch abschmecken. Oft beginnt der Spaß am Kochen ja schon beim Einkaufen, wie zum Beispiel letzte Woche, als meine Augen diese duftenden Tomaten und schwarzlila leuchtenden Auberginen erblickten – dazu noch mit dem Zauberwerbeschild meines Gemüsehändlers versehen: Eigener Anbau. Da hüpft doch mein Herz! Ein Blick noch über die im Kühlschrank vorhandenen Zutaten: Parmesan und Büffelmozarella, und das Ziel war glasklar. Eine Parmigiana, und zwar eine Gute. Die Auberginenscheiben weich, aber noch mit etwas Biss, und ja nicht ölig! Dazu eine schöne aromatische Sugo, cremig und auf keinen Fall wässrig; dann alles geschichtet mit zartschmelzender Mozzarella, Basilikum und obenauf eine goldbraune Kruste aus Weißbrotbröseln und Parmesan. So, und genau so muss sie sein, die Parmigiana. Da es sich um ein Erstlingswerk handelte habe ich mir dann doch etwas Anleitung gesucht und fand diese bei Claudio. Keine Mengenangaben, keine Garzeiten, Intuitives Kochen – genau das Richtige für mich. Als die Auberginenscheiben dann im Ofen vorrösteten, die Zwiebeln und Knoblauch in der Pfanne anschmolzen und sich der Duft nach Bella Italia in meiner Wohnung verteilte dachte ich bei mir: mhhhh….vielleicht kann ich’s ja doch, das mit dem Kochen..?.. Überzeugt euch doch einfach selbst und probiert sie unbedingt, die Parmigiana di melanzane. Jetzt gibt es sie, die leckersten Auberginen. Für alle die, die ein Rezept brauchen hab ich hier mal was niedergeschrieben, die, die lieber aus dem Bauch heraus kochen, schauen bei Claudio vorbei. Ihr werdet Euch um die Reste streiten, versprochen!
Kalte Sommerküche – Salmorejo cordobés
Der Sommer ist zurück. Über dreißig Grad hat das Thermometer heute schon wieder gezeigt. Übermäßige Hitzeentwiklung in Form von „Kochen“ gilt es also auf ein Minimum zu begrenzen. In der kalten Küche stehen damit Salate in allen möglichen Variationen auf dem Essensplan wieder ganz weit vorne. Oder wie wäre es mal mit einer Gazpacho? Die Variationsmöglichkeiten dieser kalten Gemüsesuppe sind ebenfalls recht beachtlich: Tomaten, Gurke, Paprika oder gar eine Gazpacho aus Wassermelone? Waaaas, zu verrückt?!? Na, da hab ich doch was für Euch. So was richtig bodenständiges. Eine Salmorejo cordobés – die Hauptzutaten: frische aromatische Augusttomaten, fruchtiges Olivenöl und, what else: altbackenes Brot. Dazu noch ein bisschen Knoblauch und Salz und nach Wunsch mit Einlage von gekochtem Ei, Schinken oder auch Thunfisch. Diese Suppe stammt, wie es auch schon der Name verrät, aus der Gegend um Cordoba. Durch das verwendete Brot ist sie deutlich sämiger als ihre andalusische Schwester, die Gazpacho, und Gurke sieht sie nie. Selten vielleicht ein bisschen Paprika, aber nur, wenn sie mal so richtig verrückt drauf ist. Ja, auf den ersten Blick ist Sie ein bisschen einfach gestrickt, die Salmorejo, aber täuscht Euch nicht, alles steht und fällt mit den drei Hauptzutaten. Nicht nur wegen der hochsommerlichen Temperaturen ist JETZT definitiv die beste Zeit für diese Suppe. Ja, jetzt ist die Zeit, wo ganz nah bei Euch die schönsten und leckersten Tomaten wachsen. Auch ganz wichtig: gönnt der Salmorejo ein gutes Olivenöl. Ein Öl, das Euch gut schmeckt, egal ob fruchtig oder herb, ganz nach Eurem Geschmack. Dazu noch etwas altbackenes mediteranes Brot wie z.B. italienisches Weißbrot, Chiabatta oder auch Baguette. Habt ihr alles beachtet, dann stehen die Chancen gut, dass dieses einfache, schnelle Süppchen Eurer kulinarisches Highlight der kommenden Hitzewelle wird. Na dann, frohes schwitzen und löffeln! Und falls ihr von Tomaten so gar nicht genug bekommen könnt, dann schaut mal bei der tomateninsel vorbei, hier dreht sich gerade alles rund um die rote runde Frucht.