Die Reaktionen auf meinen letzten Post treiben mich immer noch um. So viele Likes, so viele, die das Thema aufgegriffen haben, auf eigene Initiative, auf Connys Aufruf oder auf den Aufruf von #bloggerfürflüchtlinge hin Stellung bezogen haben, das macht Mut und birgt die Hoffnung, dass ein Umdenken möglich ist. Irgendwie fällt es schwer, hier einfach so bezugslos weiter zu bloggen und das Thema ohne Nachhall verklingen zu lassen. Also soll dieser Post ein Nachhall werden. Ein Nachhall, auch auf das was früher war und die Kulinarik als Zeitzeuge. Wie schmerzlich poetisch klingt es doch, was in den heiligen Schriften oder in den orientalischen Märchen über die Gebiete geschrieben wird, in denen heute aufgrund von Krieg und Not die Flüchtlingszahlen am größten sind: Das Land in dem Milch und Honig fließt….Was war also vor dem ganzen Leid, dem Krieg, dem Diktat des religösen Extremismus? Schließe ich die Augen sehe ich Haine voll von Dattelpalmen, Feigen, Pfirsichen, Oliven und Nüssen in fruchtbaren Tälern, Flüsse an deren grünen Uferwaiden Herden von Ziegen und Kühen grasen, weiß leuchtende Städte mit einem Gewimmel an farbenfrohen Tupfen von Menschen, bunte, duftende Märkte und Basare. Es war nicht Nichts, bevor alles Leid begann. Es war reich und lebenswert, süß wie Honigbaklava und saftig wie Pfirsiche. Vielleicht müsste jeder öfter diese Küche an einer reich gedeckten orientalischen Tafel kosten, die süße Wehmut, die warme Würze, die Gastfreundschaft und Lebensfreude spüren. Besser noch, ein Pflichtprogramm für jeden – es würde sicher so manches Herz und Hirn erleuchten.
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Süßes afghanische Pfirsichkompott mit Kardamom und Zimt nach einem Rezept von spicespoon trifft auf einen frei interpretierten, mit Zitronen – Rosenwasser-Sirup getränkten Pistazien-Grieskuchen und selbstgemachtes Honig-Labneh. Saftig, süß und reichhaltig.
Pistazien-Gries-Kuchen mit Zitronen-Rosenwasser-Sirup:
225g weiche Butter
200g Zucker
4 Eier, Größe M
150g Pistazien, fein gemahlen + 2 EL grob gehackte Pistazien
150g Hartweizengries
1/2 TL gemahlener Kardamom
1TL Backpulver
großzügige Prise Salz
3-4 Zitronen, davon von 1 die Hälfte fein abgerieben
100g Zucker
3 Kardamomkapseln
etwas Rosenwasser (Mengenangabe hier schwierig, und nur durch probieren, wie es angenehm ist, herauszufinden)
3 EL Honig
Honig-Labneh:
500g milder Joghurt, 10% Fett
3 EL Honig (nach Wunsch mehr)
afghanisches Pfirsichkompott – Morabayeh Holou:
500g Pfirsiche
25g brauner Zucker
1/2 TL gemahlener Kardamom
1/2 TL Zimt
1/2 Zimtstange, zerbrochen
2 Kardamomkapseln, angedrückt
Den Joghurt in ein mit Mull ausgelegtes Sieb geben und über Nacht im Kühlschrank abgedeckt abtropfen lassen. Danach mit dem Honig glatt rühren. Abschmecken. Bis zu Verwendung kalt stellen.
Den Ofen auf 180°C Ober-Unter-Hitze vorheizen. Den Boden einer Springform (18cm Durchmesser) mit Backpapier auslegen. Weiche Butter mit dem Zucker hellcremig aufschlagen. Die Eier einzeln hinzugeben und unterschlagen. Pistazien, Grieß, Salz, Kardamom, Zitronenschale und Backpulver mischen. Die Mehl-Nussmischung unter die Zucker-Butter-Eimischung heben. Den Teig in die vorbereite Form füllen. Bei 180°C etwa 20 Minuten backen lassen, dann auf 160°C herunterschalten und weitere 30-40 Minuten backen bis ein Holzstäbchen trocken aus dem Teig kommt. Falls der Kuchen beim Backen zu stark bräunt die Oberfläche mit Backpapier abdecken.
Für den Sirup die Zitronen auspressen. Den Saft (ich hatte 175g) mit 100g Zucker und Kardamom aufkochen und etwa 5 Minuten köcheln lassen. Etwas abkühlen lassen, das Rosenwasser hinzugeben und mit dem Honig zur gewünschten Süße abschmecken. Den warmen Kuchen mehrfach mit einem Holzstäbchen einstechen und mit dem Sirup tränken. Abgedeckt ganz auskühlen lassen.
Die Pfirsiche mit kochendem Wasser überbrühen, um die Schale abziehen zu können. Ein schwere Pfanne auf mittlerer Hitze erhitzen. Währenddessen die Pfirsiche in Achtel schneiden. Pfirsiche mit Zucker, den Gewürzen und etwa 50 ml Wasser in die Pfanne geben. Unter vorsichtigem Wenden langsam köcheln lassen, bis die Pfirsiche glasig werden. Aufpassen, dass sie dabei nicht zerfallen. Eventuell noch etwas Wasser nachgeben, wenn zu viel verkochen sollte. Dann abkühlen lassen.
Den Kuchen halbieren, den Boden auf eine Tortenplatte stellen und einen Tortenring drumherum stellen. Den Boden mit der Hälfte der Pfirsiche belegen und der Hälfte des Joghurts bestreichen. Dann den zweiten Boden darauf setzen. Mit dem restlichen Labneh bestreichen und den restlichen Pfirsichen belegen. Vor dem Servieren nochmal eine Stunde kaltstellen, dann mit den restlichen Pistazien bestreut servieren.
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Wunderbarer Beitrag und traumhafter Kuchen!
Daumen hoch!
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Danke liebe Maren für das liebe Kompliment, das bedeutet mit viel!
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Das sieht wundervoll aus und klingt auch so. Das fertige Stück Kuchen hätte ich jetzt gerne einmal von der Seite bewundert 😛
Da ich alleine lebe, gibt es selten Kuchen, aber das Lesen alleine macht Freude und Lust auf die Verwendung von Kardamom und allerlei Gewürzen, mit denen ich nicht aufgewachsen bin, die aber den Speiseplan ganz wundervoll bereichern.
Schön, dass du nochmal auf das vorherige Thema eingegangen bist. Als ich zuerst die Überschrift las, dachte ich noch: Schade, jetzt wird wieder „nur“ gekocht oder Rezepte gebloggt. Aber nein 😉 ⭐
Lieben Gruß
Marion
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Danke liebe Marion, ja ich konnte noch nicht so richtig abschließen, eigentlich ja auch ein gutes Zeichen, nur weiß ich nicht so ganz, wie man nun so weiterbloggt, denn irgendwie ist das hier nun mal „nur“ ein Foodblog. Wir werden sehen, was der nächste Post bringt. Und freut mich sehr, dass dir der Kuchen gefällt.
Liebe Grüße, Susanna
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Wie köstlich ist das denn??? Können wir ein wenig tauschen? ich biete süße persische Bklava mit Pistazien und Kardamon.
Übrigens hat sich gestern ein Neffe, den ich vor 26 Jahren kurz kennen lernen konnte via whatsapp gemeldet. Er lebt jetzt in den USA. Damals – vor 26 Jahren war er mit seinen Eltern auf der Flucht aus Iran bei uns angekommen. Jetzt planen wir für nächstes Jahr ein Treffen in Dubai und vielleicht werden dann wir mit seinen KIndern Iran bereisen. Das wäre auch für mich und vor allem für meine Kinder das erste Mal, dass wir dieses schöne und historisch reiche Land betreten…… so lange Jahre braucht es manchmal, dass man das Gefühl bekommt, es könnte wieder möglich sein 😉
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ohhja, ich liebe Baklava! Und das klingt ja traumhaft liebe Wiltrud. Ich habe durch die Filme von Jafar Panahi und Asghar Farhadi eine (verklärte?) Faszination für den Iran entwickelt. Dieses Land einmal bereisen zu können, wäre mein absoluter Traum… ich hoffe, ich werde das noch erleben. Wenn du fährst musst du unbedingt darüber posten!
Liebe Grüße, Susanna
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