Sanft und flauschig

Gerüchte drangen durch, hier passiert nix mehr. Nur allzu sporadische Beiträge, gepaart mit reißerischen Überschriften der letzten Zeit gaben mehr als  genug Anlass dazu. Aber doch, dieses Blogkind lebt, wenn auch zugegeben in einem recht vernachlässigtem Zustand. Ich will nicht jammern, es ist wie es ist. Das Leben geht weiter, spielt Achterbahn, überschlägt sich, fordert Entscheidungen, will planen, doch dafür mangelt es mir gerade an Kraft und Balance. Ich habe verstanden, dass ich mir die Zeit dafür nehmen muss. Ruhe finde ich in neu Gelerntem aber auch Altem. Erprobte Handgriffe, sicher ausgeführt, ohne Wenn und Aber. Einfach sein, machen, hier und jetzt. Konkurrenzlos niederschwellig: Backen von Lieblingsrezepten – obenauf gibt’s das Wohlgefühl kulinarisch erfüllender Erwartung. Mindestens einmal die Woche backe ich dieses unfassbar einfache und dennoch watteweiche Weizenbrot. Das Rezept ist längst im Kopf. Hazel, von ihr stammt das Grundrezept, nennt es Shokupan, in seiner Textur ähnlich dem wohl bekannterem Hokkaido Milchbrot, jedoch weniger süß. Die Umsetzung mit Lievito Madre klappte auf Anhieb. Für mich überraschend war ihr Verzicht auf  den traditionellen Tangzhong (Mehlkochstück) und Milchpulver, den Ersatz liefert nur etwas ordinäre Sahne. Ganz nah dran an Zauberei.

Shokupan mit Lievito Madre (für eine Kastenform 20x10x10 cm)

150g aktiver Lievito Madre
75g süße Sahne
150g Wasser
40g Zucker
300g Mehl Weizen 550
50g Butter
5g Salz

Pflanzenöl für die Form

1 verquirltes Eigelb zum Bestreichen

Sollte eurer Lievito direkt aus dem Kühlschrank kommen, bitte zuerst Raumtemperatur annehmen lassen. Sahne und Wasser mischen, die Wassertemperatur dabei so wählen, dass die Mischung etwa handwarm ist. Den Lievito in die Flüssigkeit zupfen und mit einem Schneebesen auflösen. Zucker einrühren. Mit einem Spatel das Mehl unterrühren bis keine trockenen Stellen mehr sichtbar sind. Wer vergessen hat die Butter rechtzeitig aus dem Kühlschrank zu nehmen verteilt sie in kleinen Flöckchen auf der Teigoberfläche. Dann den Teig für 20 Minuten zur Autolyse beiseite stellen.
Nach der Ruhezeit das Salz über den Teig streuen, dann Butter und Salz durch Falten in den Teig einarbeiten. Der Teig ist noch sehr klebrig und nicht ganz glatt, erst durch das Falten während des Gehens wird das Gluten ausreichend entwickelt. Insgesamt den Teig an einem Warmen Ort 3 Stunden gehen lassen. Nach 30, 60 und 90 Minuten Gehzeit falten. Dazu greift ihr mit eurer Hand unter den Teig, fasst den Rand und zieht ihn nach oben, über die Teigmitte und drückt ihn an der gegenüberliegenden Seite nach unten. Diesen Vorgang wiederholt ihr ringsum, bis der Teig beginnt Widerstand zu leisten und zu reißen droht, dann ist es genug und der Teig darf wieder 30 Minuten ruhen. Die restlichen anderthalb Stunden darf der Teig gehen und sollte sich dabei etwas vergrößern.
Nach der Gehzeit stürzt ihr den Teig auf eine bemehlte Arbeitsfläche und teilt den Teig in 3 gleichschwere Teile. Diese lose zu Teigkugeln formen, auf die Naht setzen und entspannen lassen. Währenddessen Eure Kastenform fetten. Sollte Eure Form beim Stürzen Schwierigkeiten bereiten, legt einen Streifen Backpapier zumindest über den Boden und lasst ihn an den Rändern Überlappen. Das Shokupan muss heiß aus der Form und ist sehr fragil.
Die Teigkugeln nun nacheinander wenden, flachdrücken, dann die Seiten zum Drittel nach innen klappen, wodurch ein schmales Rechteckt entsteht. Das Rechteck von seiner kurzen Seite aufrollen. Fertig. Mit dem restlichen Teig genauso verfahren. Die Rollen nebeneinander mit ihren „offenen“ Seiten zur Formseite zeigend in die Form legen. Abdecken und etwa noch eine Stunde gehen lassen. Dann über Nacht oder bis zu 24 Stunden in den Kühlschrank stellen.
Vor dem Backen sollte der Teig etwa 2 Stunden bei warmer Raumtemperatur akklimatisieren. Dann den Backofen auf 200°C Ober-Unter-Hitze vorheizen. Für eine schönere Bräunung das Brot mit verquirltem Eigelb abstreichen.
30 Minuten bei 200°C backen. Gleich nach dem Backen die Seiten vorsichtig mit einem Messer lösen und das Brot aus der Form stürzen. Vor dem Anschneiden auf Raumtemperatur abkühlen lassen.

Shokupan

21 Kommentare zu “Sanft und flauschig

      • Jetzt hat das Probieren doch viel länger gedauert, als ich wollte. Aber ich schreibe, während ich an einer innen fluffigen und außen knusprigen Scheibe davon mit Nutella hänge. Ich hab mich an einer veganen Version versucht – mit Mandelsahne und Margarine. Geschmacklich sind die Abweichungen sicher tolerierbar (leider kein Buttergeschmack, aber sonst sehr lecker), ich frage mich aber, ob der Teig bei dir auch so schwer zu handhaben war. Sicher fehlt mir viel Erfahrung, aber er war extrem klebrig und auch viel Falten hat ihm nicht die erhoffte Spannung verliehen. Hast du einen Tipp, wie ich das noch besser hinbekomme?

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      • Liebe Elisa, ich kenn mich da gar nicht so mit den veganen Ersatzprodukten aus. Ich kann mir aber vorstellen, dass diese mehr Feuchtigkeit mit in den Teig bringen und du die Menge etwas reduzieren kannst. Der Teig sollte weich sein, aber sich schon formen lassen. Reduziere doch einfach ersteinmal die Mandelsahne so um 15% oder sogar 20% und probiere ob Formbarkeit und Backergebnis dann passen. Taste dich einfach ran. Liebe Grüße, lieben Dank für’s ausprobieren und viel Erfolg!

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  1. Bestimmt klasse als Toastbrot, oder überhaupt- obwohl ich eher körnige Brote mit viel Biss mag lacht mich das so sehr and, ich glaub dass wird mein nächstes „Brot“,

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  2. susanna, das sieht ja echt traumhaft aus! mit süßer sahne und so als klassisches weißbrot eigentlich nicht meine erste wahl. aber der anblick überzeugt. wie schön, dass du auch im wochenrhythmus gleiche brote abliefern musst!
    liebe grüße

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