Die Waffeln von Pauls Oma

Der Alltag und die Eile hat mich wieder. Zum Willkommen gab es eine 7 Tage Arbeitswoche. Viel zu schnell verblassen so die Erinnerungen an den gerade einmal 2 Wochen zurückliegenden Urlaub. Schöne Erinnerungen vom Wandern durch Schluchten, vom kühlen Gefühl der Füße im Meer und an die Gassen neu entdeckter Städte. Aber Platz muss her im Kopf, Arbeitsspeicher wird benötigt, zum funktionieren. Und so können sich nur die besonders schönen Dinge halten. Nur das, was mit allen Sinnen erlebt und gefühlt wurde und sich im Laufe der Jahre festigen konnte durch stetiges Erinnern. Es ist für mich nicht verwunderlich, dass Kindheitserinnerungen oft so bunt sind, als wäre es erst gestern gewesen, während man andererseits nicht mehr weiß, was man eigentlich heute vor einer Woche gemacht hat. Vielleicht wisst auch Ihr noch ganz genau, was eure Oma immer besonders gern gekocht hatte.  Wenn ihr daran denkt, seht Ihr Euch vielleicht selbst, wie Ihr damals in der Küche saßt und beim Kirschen entkernen für die Marmelade geholfen habt. Habt den Geruch noch in der Nase, der damals durch die Küche strömte, wenn der frisch gebackene Kuchen aus dem Ofen geholt wurde oder habt den unvergleichlich cremigen Geschmack von Omas Grießpudding auf der Zunge, den nie wieder ein anderer Grießpudding erreichen sollte. Auch Spitzenköche haben Omas. So wie Paul Bocuse, dessen Oma in ihrer Küche für den kleinen Paul Waffeln backte. Buttrige, knusprige und doch luftig leichte Waffeln. Ganz anders als das studieren der Zutatenliste andeutet. Sie müssen ihm sehr geschmeckt haben, die Waffeln seiner Grande-mère, so wurde dieses Rezept doch in einigen seiner späteren Kochbücher veröffentlicht. Der große Paul Bocuse war mir natürlich ein Begriff, seine Rezepte jedoch bisher nicht. Anregung gab mir wieder Petra von der Mut anderer mit ihrer Reihe Kochen aus historischen Kochbüchern. Und wieder wurde ich wirklich köstlich inspiriert. Ganz passend fand ich dazu ein weiteres Großmutterrezept – selbstgemachtes Pflaumenmus aus dem Backofen. So wunderbar aromatisch und verblüffend einfach. Ab jetzt nur noch selbstgemacht!

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Der Mut Anderer

Gaufres de grand-mère Bocuse (für etwa 8 Waffeln)
125g Mehl
1 Prise Salz
1TL Puderzucker

63g Milch
188g Sahne
30g Rum
75g Butter, geschmolzen
2 Eier, getrennt

Ein Waffeleisen vorheizen. Das Mehl sieben, mit Salz und Zucker mischen. In einer zweiten Schüssel Milch, Sahne, Rum und die beiden Eigelbe verquirlen. Die Eisahne unter Rühren zum Mehl geben. Die Eiweiße sehr steif schlagen. Die Butter unter den Teig rühren. Zuletzt die steif geschlagenen Eiweiße in Portionen unter den Teig heben. Den Teig sofort portionsweise im Waffeleisen hellgolden ausbacken. Die Waffeln auf einem Gitter etwas abkühlen lassen. Mit geschlagener Zimtsahne und Pflaumenmus servieren.

Pflaumenmus (für 2-3 Gläser)

2kg reife Pflaumen
300g Zucker
1 Zimtstange
1 TL Nelken
50 ml Rum

Die Pflaumen entsteinen und mit 200g Zucker, der Zimtstange und den Nelken mischen. Mindestens 3 Stunden oder über Nacht abgedeckt ziehen lassen.
Den Ofen auf 200°C Ober-Unterhitze anstellen. Die Pflaumen mit dem Saft in eine flache Auflaufform füllen, dabei die Nelken herauslesen. Die Schale auf ein Rost in den Backofen schieben. In der ersten Stunde die Ofentür einen Spalt offen halten, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Ab und zu das Mus durchrühren. Nach einer Stunde die restlichen 100g Zucker einrühren, die Masse noch etwa 1/2 – 1 Stunde im Ofen kochen lassen, bis ein dunkles, dickliches Mus entstanden ist. Beim Abkühlen dickt die Masse noch nach. Den Rum in das Mus rühren, nach Wunsch kann die Masse auch fein püriert werden – ich mag es gern stückig. Noch heiß direkt in saubere, ausgekochte Gläser füllen.

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3 Kommentare zu “Die Waffeln von Pauls Oma

  1. Mir scheint du bist auch ein Waffel-Fan, diese Variante fast ohne Zucker, ich werd sie mal testen. Als Frühstück, anstelle meiner Overnight-Variante die ich aus diesen oder jenen Gründen grade nie gebacken kriege….

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