In dem Garten meiner Kindertage standen zwei Sauerkirschbäume, naja eigentlich genauer gesagt Schattenmorellen. Als Kind waren es eben aber „nur“ Sauerkirschen. Kirschen, die nun leider nicht so süß und knackig waren und so schön von der Hand in den Mund wanderten wie die Knupperkirschen aus Nachbars Garten. Damals dachte ich mir oft, warum nur bloß hatte mein Vater keinen Süßkirschenbaum gepflanzt? Wenn ich heute an diese Bäume zurückdenke, sehe ich sie in einem anderen Licht. Die Bäume waren nicht groß, eher untersetzt und buschig. Im Frühling standen ihre biegsamen Zweige dicht mit schneeweißen Blüten und im Sommer trugen sie schwer mit ihrer reichen Ernte. So mancher Nachmittag wurde im Schatten dieser Bäume verbracht, spielend, mit Freunden, und in späteren Tagen in einer Hängematte, die Seele baumelnd den Bienen lauschend. Die beiden Bäume lieferten Kirschkompott, Kirschmarmelade und eingemachte Kirschen für ein ganzes Jahr. Sommer aus dem Glas, immer und immer wieder, wenn die Tage grau und kurz waren. Kirschen, so viel ausdauernder als die kurze Saison der Süßkirschen unseres Nachbarn. Artusis Kirschsorbet wurde zu einer kleinen Reise zurück in den Garten meiner Kindheit, zurück unter diese Bäume, zurück an den Kaffetisch mit Kirschstreuselkuchen, zurück in den dunklen kühlen Keller mit den gestapelten Gläsern von Kirschkompott und Marmelade mit etwas Zimt. Zuckersüße Erinnerungen an saure Kirschen. Das Rezept ist schlicht, schnörkellos, und vielleicht auch gerade deswegen so gut. Wie schön, dass ich den wundervollen Rezepten von Pellegrino Artusi bei der Mut Anderer begegnet bin, und wie schön das Rezept bei emikodavies gefunden zu haben. Ein Hoch auf die einzig wahre Kirsche!