Queijadas de Sintra

An meine erste Queijada kann ich mich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Es war Februar, im Estádio Alvalade XXI, in Lissabon, bei einem Spiel von Sporting Lissabon. Die Nacht war schrecklich kurz gewesen. Vor nicht einmal 24 Stunden hatten wir erst das Kino nach unserem letzten Berlinalefilm verlassen, unsere Koffer gepackt, 2 Stunden geschlafen und sind in den frühen Morgenstunden zum Flughafen geeilt. Kontrastprogramm deluxe. Aus dem kalten Berliner Winter direkt in das frühlingshafte Lissabon – das Licht, die frische Küstenbrise, die Farben, die Sonne auf der Haut. Alles war so unwirklich, so schön, und einfach viel zu viel für einen einzigen Tag…dann das Fußballspiel. Ich mag Fußball. Wenn ich auch nicht ein wirklicher Fan bin, so bin ich doch gern dabei, wenn es auch im Urlaub darum geht der Leidenschaft meiner besseren Hälfte zu frönen und ein Spiel der einheimischen Mannschaft zu besuchen. Ich mag das Getümmel, die Farben, die Trikots, die Fahnen und die Gesänge. Bis zur 30. Spielminute hielt ich durch, dann wurde es hart – ich war einfach fix-und-foxy. Um nicht einzuschlafen, wollte ich mir kurz die Beine vertreten und ging dabei an den Ständen mit Essen und Getränken vorbei. Ein kleiner Junge mit seinem Vater weckte meine Aufmerksamkeit. Am einem Stand mit Popcorn und anderen Süßwaren kauften sie eine kleine unscheinbare zeitungspapierartige bedruckte Rolle. Nicht wissend was es war, kaufte ich stumm lächelnd ebenso eine Rolle…. Uhhh, ich liebe das ja so sehr! Etwas zu kaufen ohne Namen, ohne Ahnung, ohne die bloße Vorstellung, was sich eingewickelt in das Papier verbergen könne. 100 Espresso hätten keine aufputschendere Wirkung auf mich haben können. Ich war wieder munter und hüpfte auf meinen Sitzplatz zurück. Erwartungsfroh öffnete ich meinen kleinen Papierrollenschatz – darin 8 kleine, feine Törtchen. Ein ungewöhnlich knuspriger, fast brotiger Teig umhüllte eine köstliche Füllung, deren Geschmackskomposittion überraschte. Ich rätselte den ganzen Abend. Den nächsten Tag, den restlichen Urlaub. Erst mehrere weitere Rollen, gefolgt von zahlreiche Backversuchen am heimischen Herd brachten mich hinter den Geschmack: Frischer Ricotta,  Frischkäse, Zimt und etwas Ziegenkäse. Wahrlich wunderbar stimmige kleine süß-cremig-fluffige-käsige Küchlein, die ihr unbedingt probieren müsst! Die Queijadas kommen ursprünglich aus Sintra, einer kleinen Stadt nahe Lissabon und wurden bereist im 13.Jahrhundert in den Bäckereien der dortigen Klöster gebacken. Wie bei den Pasteis enthalten sie nur das Gelbe vom Ei, da die Nonnen das Eiweiß zum Stärken ihrer Roben verwendeten. Und auch wie bei den Pasteis ist das wahre Originalrezept natürlich geheim…

Queijadas de sintra

Queijadas de sintra

Queijadas de Sintra (für 12 etwas größere Queijadas in einer haushaltsüblichen Muffinform gebacken)

Teig:
250g Mehl 405
1/2TL Salz
15g (etwa ein Esslöffel) geschmolzene Butter
etwa 125g lauwarmes Wasser
Öl zum Fetten (ich: Rapsöl)

Aus den Zutaten durch Zugabe des warmen Wassers einen weichen, elastischen nicht klebenden Teig kneten (Knetzeit: kräftig etwa 5 Minuten).Die Teigkugel einölen und in Folie eingewickelt 1 Stunde in den Kühlschrank legen. Den Ofen kräftig auf 230°C mit Blech oder Backstein auf dem obersten Einschub vorheizen.Dann den Teig in 12 Teile teilen. Die Muffinformen mit Öl einfetten. Aus jeder Teigkugel eine dünne Scheibe formen und das Förmchen damit auskleiden. Darauf achten, dass am Boden kein Luftloch entsteht, und den Teig ruhig ein bisschen über den Rand ziehen, dann rutscht er nicht so leicht herunter.

Füllung:
250g Ricotta
150g Frischkäse
100g Ziegenfrischkäse
250g Zucker
4 Eigelb (von Eiern Größe M)
1/2 TL Zimt
60g Mehl

Ricotta, Frischkäse und Ziegenfrischkäse mit dem Zucker im Mixer luftig aufschlagen. Zimt und Eigelbe hinzugeben und unterrühren. Mehl über die Masse sieben und unterheben. In die vorbereiteten Förmchen je 2 Esslöffel Käsemasse bis knapp unter den Rand einfüllen.

Auf oberster Schiene (wichtig, sonst werden sie nicht braun) bei 200°C etwa 20 Minuten  goldbraun backen.

besonders frisch ein Gedicht - knuspiger Teig, karamellige Kruste, cremig, käsige Füllung

besonders frisch ein Gedicht – knuspriger Teig, karamellige Kruste, cremig, käsige Füllung

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