Türchen #17 – Sauerteiggrissini

Kulinarischer Adventskalender 2015 - Tuerchen 17

Eine Woche noch, dann ist Heiligabend. Und auch nur noch 7 weitere Türchen. Ich freue mich ja riesig, dass ich heute das 17. Türchen im kulinarischen Adventskalender von Zorra öffnen darf. Ist nicht so ein Adventskalender der Inbegriff der Weihnachtsvorfreude? Jeden Tag aufs Neue eine kleine Überraschung: ein neuer Blog, eine kleine Geschichte, ein neues Rezept. Und dazu natürlich reichlich Geschenke, die es aber wie beim richtigen Weihnachtsmann nur dann gibt, wenn man eine kleine Aufgabe richtig erfüllt. Keine Angst, Ihr müsst weder singen noch Blockflöte spielen, nur ein paar Fragen müsst Ihr beantworten und die sind wirklich ein Klacks, wenn Ihr die Türchen aufmerksam lest. Eine der Verlosungen endet schon heute um 11:00 Uhr, also husch, husch, Türchen lesen!

Ich war ja wirklich schon immer ein großer Fan von Weihnachten: die Heimlichkeiten, die Düfte, die Lichter und dazu am besten reichlich Schnee. Im Laufe der Jahre hat sich jedoch, wie sicher bei einigen von Euch auch, mein „Weihnachtsgefühl“ verändert. Stress im Beruf, drängende Termine kurz vor Jahresende und die jährlich schwieriger werdende Suche nach den perfekten Weihnachtsgeschenken für die Liebsten in der Flut der heutigen Möglichkeiten machen es mir jedes Jahr schwerer in Adventsstimmung zu kommen. Denke ich zurück an Kindertage, an die Nachmittage mit meiner Mutter in der Küche, die Hände klebrig von Zuckerguss, die Kleidung voller Mehlstaub und das Haus erfüllt vom Duft von Buttergebäck und Zimt taucht es plötzlich wieder auf, das wohlig beseelte Gefühl von Weihnachten. So schön verklärt aus Kindersicht kann mich noch ungewöhnlich gut an einen ganz bestimmten Nachmittag erinnern. Meine Mutter hatte mehrere Plätzchenteige am Vorabend zubereitet, damit das damals schon backverrückte Kind direkt nach der Schule mit dem Ausstechen anfangen könne. Also eilte ich am nächsten Tag schnell nach Hause und los ging’s. Der erste Teig war ausgerollt und plötzlich – zappenduster. Der draußen pfeifend vor sich hintobende Schneesturm hatte zu einem Stromausfall geführt. Ja, das gab es damals im Winter häufiger und so war dies natürlich für mich auch gar kein Grund, auf Plätzchen zu verzichten. Ich sammelte alle verfügbaren Kerzen im Haus zusammen, auch ein paar Petroleumlampen gab es bei uns damals noch, und beleuchtete damit festlich Küche und Diele. Im heimeligen Kerzenschein wurde weitergerollt, ausgestochen und geformt. Bleche, Bretter, Teller füllten sich mit Sternen, Herzen, Bäumchen und Brezeln die ich auf dem Esstisch unserer Diele stapelte. Was für ein Nachmittag: Susanna eingschneit und allein im Plätzchenweihnachtswunderland!  Als meine Mutter dann nach Hause kam, war der Strom wieder da und vom Keksteig nichts mehr übrig. Gemeinsam und mit Schüsseln voller Zuckerguss und geschmolzener Schokolade machten wir uns an den wichtigsten Teil des Plätzchenbackens. So musste jeder Keks selbstverständlich auch noch hingebungsvoll verziert werden, denn schon damals wurde nicht nur für uns gebacken. Kleine Tüten voll Selbstgemachtem verpackten wir für Freunde, Kollegen, Nachbarn oder einfach für alle, die eine kleine Aufmerksamkeit verdienten. Diese kleinen Tüten sind auch noch heute für mich der schönste Part „meines“ Weihnachtens. Etwas kleines Feines, mit Liebe selbst gemacht und hübsch verpackt sorgt doch oft für sooo viel Freude und manchmal auch glänzende Augen. Darauf möchte ich an keinem Weihnachten verzichten. Also habe ich heute auch etwas für dieses Türchen, das sich gut als keine kulinarische Freude eignet, aber auch als Beigabe zu einer guten Flasche Rotwein, oder Antipasti, oder Schinken, oder Käse als Weihnachtsgeschenk taugt.

Denen, die meinen Blog noch nicht kennen und sich vielleicht wundern, warum in diesem Türchen nun keine Kekse stecken, soll gesagt sein, dass aus der kleinen Plätzchenbäckerin von damals eine ausgewachsene Sauerteigliebhaberin und Brotbäckerin geworden ist. So darf es hier auch gerne zu Weihnachten etwas herzhafter werden. Brot ist natürlich ein Geschenk von begrenzter Haltbarkeit und so habe ich deshalb nach etwas Langlebigerem für Euch gesucht. Diese Sauerteiggrissini können sowohl mit aufgefrischtem Sauerteig angesetzt werden als auch mit Sauerteig aus dem Kühlschrank, also auch den gesammelten Resten vom Auffrischen. Je älter der verwendete Sauerteig, umso aromatischer werden die Stangen. Zusätzlich können sie nach eigenen Wünschen geschmacklich variiert werden. Ich mag sie gern klassisch mit Meersalz und Rosmarin, aber auch Chilli, Parmesan, Zitronenabrieb und verschiedenste Kräuter können verwendet werden. Für das optimale Knuspererlebnis sollten die Stangen so dünn wie möglich gebacken werden. Lagert sie  danach am besten in Metalldosen und falls sie doch etwas Feuchtigkeit ziehen sollten, können sie wunderbar im warmen Ofen aufgeknuspert werden.

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Sauerteiggrissini (für etwa 35 Stück je nach Länge)

200g Mehl (ich: Weizenmehl 550)
115g Sauerteig (frisch oder aus dem Kühlschrank, ich: Roggensauerteig TA 200)
40-80g Wasser (je nachdem wie flüssig euer Sauerteig ist)
15g Olivenöl
5g Salz

Grieß für die Arbeitsfläche
1EL Olivenöl zum Bestreichen
1EL frische gehackte Kräuter (ich: Rosmarin) oder was Euch beliebt
1TL Meersalzflocken

Mehl, Sauerteig, Olivenöl, Salz und zunächst die Hälfte von dem Wasser in eine Schüssel geben und vermischen. Dann mit den Händen verkneten und bei Bedarf noch mehr Wasser hinzugeben. Der Teig darf anfangs noch wenig kleben. 5 Minuten kräftig von Hand kneten, bis ein weicher, elastischer Teig entstanden ist, der nicht mehr klebt. Den Teig abgedeckt etwa 3 Stunden an einem warmen Ort ruhen lassen.

2 Backbleche mit Backpapier auslegen. Den Teig auf eine mit Grieß bestreute Arbeitsfläche geben und zu einem länglichem Rechteck ca 8 cm breit und 2 cm dick flachdrücken. Die Oberfläche mit Olivenöl bestreichen und mit Gewürzen oder Kräutern sowie Meersalzflocken bestreuen. Vom Teigrechteck nun Streifen ca. 1 cm breit abschneiden. Auf Grieß zu dünnen, ca. 5-7 mm dicken Stangen rollen. Je dünner, desto knuspriger, aber Vorsicht: falls die Stangen zu dünn werden, reißt der Teig auch leicht. Die Stangen auf die vorbereiteten Backbleche legen, dabei zwischen ihnen knapp 1 cm Abstand lassen und nochmals 1 Stunde abgedeckt ruhen lassen. Den Ofen auf 200°C Ober-Unterhitze vorheizen. Die Stangen etwa 20-25 Minuten backen, bis sie knusprig sind, nach 15 Minuten nachschauen, wie stark die Stangen bräunen. Falls sie zu dunkel werden, oder sich nach dem Backen noch weich anfassen, kürzer oder noch etwas länger backen. Die Stangen auskühlen lassen und fröhlich weggknabbern.

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16 Kommentare zu “Türchen #17 – Sauerteiggrissini

  1. Wunderschöne Weihnachtserinnerung – meine backverrückte Mutter hat uns backverrückte Kinder auch immer mit jede Menge Teig versorgt. Deine Grissini sehen super aus, überhaupt nicht langweilig wie das Zeug, das beim Italiener eingeschweißt rumsteht. Lg, Miriam

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  2. Liebe Susanna,
    die Grissinis sehen so köstlich aus und dann auch noch mit Sauerteig zubereitet. Die werden wir wohl unbedingt ausprobieren müssen. Vielleicht gleich nächste Woche, zum Aperitif an Heiligabend.
    Viele Grüße aus Ye Olde Kitchen und schöne Feiertage, Eva und Philipp

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  3. Du hast deine Kindheitserinnerungen wundervoll aufgeschrieben – danke dafür und für das leckere Rezept.
    Herzlichst
    Petra

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  4. Bezaubernde Erinnerungen! Aber sag mal Teig hast du keinen genascht? 😉 Danke für das schöne Türchen und die leckeren Grissini! Liebe Susanna, ich wünsche dir ein supertolles 2016!

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  5. Tolles Rezept deine Grissini!!
    Da ich meinen Sauerteig sowieso noch füttern musste, habe ich das direkt zum Anlass genommen damit Grissini zu machen. Der Teig steht zum Gehen im Gärschrank. Ich werde berichten was draus geworden ist.
    Liebe Grüße von Ulla

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